410. Clubabend am 10. Juni 2022

„Skylinx – eine neue Ära für die Luftfahrt“

Vortrag von Ludwig Reiter, COO Fa. Skylinx

Vom Buschpiloten zum Luftfahrtvisionär – so lässt sich das spannende und abwechslungsreiche Leben von Ludwig Reiter wohl am besten beschreiben. Aus dem Knaben, der schon als 8-Jähriger bei einem Besuch am Flugplatz in Gmunden dem Luftfahrtfieber verfallen ist, wurde mittlerweile einer der weltweit führenden Köpfe im Bereich Flugplanung für die kommerzielle Luftfahrt.

Der berufliche Weg des gebürtigen Bad Ischlers Ludwig Reiter begann in der Gastronomie. Nach absolvierter Koch-Kellner-Lehre winkten lukrative Saisonjobs in Tirol und Vorarlberg, die ihm das nötige Kleingeld für die Finanzierung der Privatpilotenlizenz (PPL) einbrachten. Während seiner anschließenden Tätigkeit für Airlink in Salzburg erwarb er zusätzlich den Berufspilotenschein, der ihm das Tor zur Erfüllung seiner Träume weit öffnete: einmal als Buschpilot in Afrika unterwegs sein, im Himalaya zwischen den Achttausendern fliegen sowie einmotorig und alleine über den Atlantik fliegen.

Träume sollen keine Träume bleiben – und so heuerte Ludwig Reiter als Buschpilot in Botswana an. Mit Cessna 152, Cessna 172, Cessna 206 und Cessna Caravan flog er Touristen in ihre Urlaubs-Lodges und versorgte die Bewohner im Okavango-Delta mit Dingen des täglichen Bedarfs. Drei Jahre und ca. 3.000 Flugstunden später verließ er Afrika und begann sein nächstes Abenteuer bei der neu gegründeten Airline Makala-Air in Nepal. Von der Basis am Tenzing-Hillary-Airport in Lukla führte er Versorgungsflüge im Auftrag der UN durch und flog täglich die Strecke nach Kathmandu. Ein ganz besonderes Abenteuer war die Überstellung einer Cessna Caravan 9N-AIM von Kanada nach Nepal. Ludwig Reiter überquerte mit diesem einmotorigen Flugzeug via Grönland und Reykjavik den Atlantik und sorgte mit seinem Zwischenstopp in Salzburg für die Erstlandung eines in Nepal zugelassenen Flugzeuges in Österreich, ehe er über Kreta, Bahrain und Allahabad nach Lukla weiterflog. So ganz nebenbei erwarb er bei seinem Kanada-Aufenthalt das Wasserflug-Rating.

Nach all diesen Erlebnissen zog es Ludwig Reiter wieder zurück in die Heimat. Nach Erwerb der Verkehrspilotenlizenz (ATPL) flog er für Vistajet, einem der weltweit führenden Anbieter für Privatflüge, mit Learjets Businessgäste um die Welt. Als Copilot und später auch als Captain war er drei Jahre mit einer Bombardier Challenger 850, also der Businessflug-Version der CRJ200, unterwegs. Es folgten neun Jahre mit Langstreckenflügen für Global Express, ehe er 2019 zu den Flying Bulls stieß. Hier lebt der passionierte Pilot seinen Traum weiter: er fliegt die Falcon 900 und den Honda Jet, aber auch Aviat Husky, PT-17 Stearman, B25 „Mitchell“, Cessna 337 Skymaster „Push-Pull“ und die Fairchild PT-19.

Vom Cockpit an den Computer

Ludwig Reiter ist aber nicht nur im Cockpit mit der Luftfahrt verbunden. Gemeinsam mit Christian Grill (CEO), Judith Blaschegg (CFO) und Florian Islitzer (CTO) gründete er das Unternehmen „Skylinx“, das an seinen beiden Standorten in Bad Ischl und in der Panzerhalle in Salzburg die Entwicklung einer völlig neuartigen, zukunftsorientierten Flugplanungssoftware vorantreibt. Mit United Airlines, aktuell die größte Airline der Welt, konnte dafür einer der wohl attraktivsten Kunden an Land gezogen werden. Das aktuelle Flugplanungsprogramm von United Airlines wurde vor 30 Jahren entwickelt, jetzt hat man sich für einen Schritt in die Zukunft entschlossen – und das gemeinsam mit Skylinx.

Im Gegensatz zu den aktuellen Softwareprodukten wie LIDO, Sabre oder Jet-Planer besteht das Flugplanungsprogramm von Skylinx aus vielen Micro-Services, mit denen über Cloud-Berechnung (Cloud-Environment) große Datenmengen verarbeitet und optimale Routen sofort ermittelt werden können. In die Planung fließen dabei neben der validen Route auch alle verfügbaren Treibstoffkennziffern sowie Wetterdaten ein, um unter Berücksichtigung dieser Faktoren den optimalen Flugplan generieren zu können. Dafür sind sämtliche Kennzahlen von Boeing- und Airbus-Fluggeräten im Programm hinterlegt. Auch Detailangaben über Technik, Instrumente und Funk müssen dem Flugplaner bekannt sein, um Problemen vorbeugen zu können.

Das vollautomatische Skylinx-Flugplanungsprogramm berechnet anhand all dieser Angaben in kürzester Zeit die optimale Routenführung. Für einen Flug von Frankfurt nach Chicago benötigt das Programm etwa 3 Sekunden, um bis zu 200 unterschiedliche Routen-Optionen auszuwerten. Um den enormen Speicheranforderungen gerecht zu werden und die Systemsicherheit zu gewährleisten, setzt Skylinx voll und ganz auf Cloud-Berechnung. Der Cloud-Service ist ausfallsicher, da Google und Amazon über die Welt verteilt mehrere Server-Zentren betreiben. Somit gibt es in der Panzerhalle keine Server, es wird ausschließlich mit Laptops gearbeitet.

Konkret fließen in die jeweilige Flugberechnung Wind- und Wetterdaten der letzten drei Jahre ebenso ein wie die Verkehrsrouten der letzten Jahre, dazu kommen Wahrscheinlichkeitsberechnungen über Staus und Holdings sowie etliche andere verfügbare Daten. Wird unter Berücksichtigung von Faktoren wie Anflug, Hold, Rückenwind etc. von Skylinx der bestmögliche Flugweg ermittelt, lassen sich auf einem 12-Stunden-Flug rund 50 bis 100 kg Treibstoff einsparen. Bei 3.500 täglichen Flügen, wie sie bei United am Flugplan stehen, liegt das Einsparungspotential bei 300 bis 400 Tonnen Treibstoff pro Tag!

Die Testphase für dieses neue Programm steht unmittelbar bevor und wird unter Einbeziehung der entsprechenden Algorithmen bei vorerst 6.000 Flügen angewandt. Ab 2023/2024 ist dann der Volleinsatz bei United vorgesehen, die das System als erste exklusiv nutzen dürfen. Es zeigen jedoch auch andere Airline bereits Interesse an diesem richtungsweisenden Skylinx-Produkt, das von Ludwig Reiter und seinem Team entwickelt wurde.