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AERO-Telegramm Mai 2021

„Der Mai ist gekommen…..“ und wir kämpfen immer noch mit dem Corona-Virus und müssen zuschauen, wie die Reisebranche weiter leidet. Hoffnung gibt es durch die fortschreitenden Impfungen, die jetzt hoffentlich schneller in die Gänge kommen. Zertifikate wie zum Beispiel der „grüne Pass“ oder QR-Code auf dem Handy sollen das Reisen wieder ermöglichen.

Dennoch, auch Ende April ist das Bild düster: Derzeit sind immer noch nur 35% des Verkehrsniveaus von April 2019 im europäischen Luftraum unterwegs. Auch die Osterfeiertage konnten keine signifikante Verbesserung der Reisetätigkeit verursachen. Die meisten europäischen Passagier-Fluggesellschaften operieren derzeit im Schnitt auch nur zwischen 10% und 20% des Vorkrisenniveaus.

Nach Milliarden-Verlusten der Fluglinien wird man erst einmal eruieren müssen, wer die Krise überlebt hat und wie die Hotellerie und Gastronomie wieder ins Geschäft kommt. Zusammenarbeit ist das Gebot der Stunde. Das regte auch der neue IATA-Chef Willie Walsh an und verurteilte, dass Flughäfen versuchen, durch höhere Gebühren Verluste wett zu machen. Auch die staatlichen Monopol Flugsicherungen haben es Walsh zufolge versäumt, Möglichkeiten der Kostenreduzierung zu nutzen. Es drohen Gebührenerhöhungen von ca. 60% – 80% ab dem nächsten Jahr. Die Nationalstaaten blockieren die dringend von der EU Kommission vorgeschlagenen Regulierungsschritte hin zu mehr Marktöffnung und Wettbewerb.

Flughäfen

Seit 85 Jahren fliegt KLM von Amsterdam nach Wien und auch seit Beginn der Covid-19-Krise hielt die Airline diese Verbindung durchgehend aufrecht. Am 20. April 1936 startete der erste Flug zwischen Amsterdam und Wien. Außerdem ist die KLM die älteste Fluggesellschaft, die noch unter ihrem ursprünglichen Namen operiert.

Noch ein geschichtliches Ereignis sei mit dem Flughafen Wien erwähnt: Vor 30 Jahren, genau am 30. April 1991, startete der letzte Linienflug der Interflug mit einer TU-134 von Wien Schwechat nach Berlin Schönefeld. Nach der deutschen Wiedervereinigung und dem damit verbundenen Ende der DDR hörte auch die Interflug auf zu existieren.

Die Flughäfen Graz und Klagenfurt verlieren ihre Wien-Flüge. Darauf bereitet man sich bei AUA bereits vor. Man arbeitet schon daran, das Zug-zum-Flug-Angebot weiter auszubauen. Spätestens ab 2028 wolle man Reisenden zwischen Graz und Wien, aber auch zwischen Klagenfurt und Wien eine gute Alternative zum Flug bieten. Schon jetzt gebe es vier Airail-Züge täglich zwischen Graz und dem Flughafen Wien. Auf der Strecke Salzburg – Flughafen Wien seien es über 30. Das Los der Verluste im Kurzstreckenbereich trifft aber nicht nur Österreich.

Auch der Flughafen Frankfurt soll zukünftig noch öfters mit dem Lufthansa-Express-Rail angefahren werden. ICE-Züge sollen taktgenau auf die Flugzeiten der Lufthansa abgestimmt werden. Voraussetzung ist aber ein zügiger Ausbau des deutschen Schienensystems. Ob das alles so klappt, da darf man gespannt sein.

Der Flughafen Linz hingegen ist wieder an Frankfurt angeschlossen: Air Dolomiti, die italienische Fluggesellschaft des Lufthansa-Konzerns, kündigt die Wiederaufnahme von Flügen für den westösterreichischen Markt nach Frankfurt an. Die Verbindung wird ab dem 27. Juni aktiv sein und zwei tägliche Frequenzen haben. Die Flüge werden von Montag bis Sonntag im Lufthansa-Codeshare durchgeführt.

Mit dem Kukës International Airport hat Albanien einen neuen Flughafen. Mit Billigfluglinien will man Flüge von Deutschland, Großbritannien und der Schweiz anlocken. Kukës liegt rund 150 Kilometer nordöstlich von Tirana im nordalbanischen Gebirge. Aktuell sind noch keine Linienflugverbindungen nach Kukës angekündigt. Da ein Großteil der Nordalbaner nach Deutschland, Großbritannien und der Schweiz ausgewandert ist, will man sich auf diese Märkte konzentrieren.

Airlines

Die Austrian Airlines sagte nun mit der OE-LAX, einer weiteren Boeing 767-300, Servus. Am April hat sie Wien in Richtung USA verlassen. Unter Flugnummer OS1411 flog sie zunächst nach Bangor im US-Bundesstaat Maine, wo sie verzollt wurde. Danach ging es weiter zum Oscoda–Wurtsmith Airport in Michigan. Die österreichische Nationalairline hat die drei ältesten Exemplare des Langstreckenfliegers an die amerikanische Monocoque Diversified Interests verkauft, weil sie sie als Folge der Corona-Krise nicht mehr benötigt und zugleich die Flotte verjüngen will.

Passagiere der Austrian Airlines können ab sofort nachhaltigen Treibstoff im Buchungsprozesses zusätzlich auswählen. Damit kompensieren sie die CO2-Emissionen, welche auf ihrem jeweiligen Flug entstehen. Zum Einsatz kommt das Tool „Compensaid“, eine Entwicklung des Lufthansa Innovation Hub. Es berechnet genau die Menge des ausgestoßenen CO2 und bietet danach einen entsprechenden Ausgleich mit nachhaltigem Treibstoff an. Im Vergleich zu herkömmlichem Kerosin reduziert nachhaltiger Treibstoff die CO2-Emissionen um bis zu 80 Prozent. Es kann zudem ohne Infrastruktur-Anpassungen in den regulären Flugbetrieb eingespeist werden, so die AUA in einer Presseaussendung.

Qantas rechnet nach der Krise mit einer Verschiebung von Umsteige- zu ultralangen Nonstop-Verbindungen. Ende 2021 wird Qantas die Arbeiten am „Project Sunrise“ wieder aufnehmen: Sydney – London macht 2024 den Anfang. Langfristig will Qantas auch auf anderen Strecken „die Hubs überfliegen“. Ende 2021 will man an die coronapausierten Planungen anknüpfen – und die A350-1000ULR „in wenigen Wochen“ verbindlich bestellen, hatte Qantas-Chef Alan Joyce die Wiederaufnahme von Vorgesprächen mit Airbus bestätigt. Die Australier hatten vor der Krise Lieferslots für zwölf A350-1000ULR reserviert. Um die Nonstop-Reichweite gegenüber dem Basismodell von 16.100 auf über 18.000 Kilometer zu erhöhen wird Airbus laut Insidern einen zusätzlichen Tank installieren und weitere Strukturverstärkungen einbauen.

Silk Way West, eine private Frachtairline aus Aserbaidschan, hat bei Boeing einen Großauftrag unterzeichnet und fünf Boeing 777 Freighter bestellt. Für Boeing ist es der erste Auftrag für das Muster aus Zentralasien. Angaben zum Auftragsvolumen und zu den Lieferterminen wurden noch nicht gemacht. Aserbaidschan profitiert von seiner günstigen geographischen Lage, genau zwischen den großen Frachtmärkten in Asien und Europa. Der Luftfrachtmarkt soll weltweit in den nächsten 20 Jahren um über 60 Prozent wachsen, getrieben auch durch das wachsende Online-Geschäft, prognostiziert Boeing.

Eine Panne hat bei TUI Airways mehrmals zu falschen Gewichtsberechnungen beladener Flugzeuge geführt. Eine Software betrachtete Passagierinnen, die als »Miss« eincheckten, als Kinder. Die für die Untersuchung von Flugunfällen zuständige Abteilung Air Accidents Investigation Branch (AAIB) der britischen Verkehrskontrolle spricht in ihrem Bericht von einem ernsten Zwischenfall. Demnach habe ein Programmierfehler dafür gesorgt, dass erwachsene Frauen vom Check-in-System als Kinder registriert wurden – und zwar immer dann, wenn sie als Anrede „Miss“ ausgewählt hatten. Das System wurde nicht in Großbritannien programmiert. In dem Land, in dem die Programmierung durchgeführt wurde, wird „Miss“ für ein Kind verwendet und „Ms“ für eine erwachsene Frau. Die Folge: Allen Passagierinnen, die am Flughafen als Miss eincheckten, wurde ein Durchschnittsgewicht von 35 Kilogramm zugerechnet, statt der ohnehin schon 69 Kilogramm, die TUI als Durchschnittsgewicht für britische Frauen ansetzt. Auf einem Flug von Birmingham nach Palma de Mallorca am 21. Juli 2020 führte das zu einer Abweichung von 1244 Kilogramm, sprich: Das Flugzeug wog 1,2 Tonnen mehr, als den Piloten gemeldet wurde.

Allgemeines

Der massive Rückgang des Luftverkehrs ist auch für den Wetterbericht von Nachteil. Weil weniger kommerzielle Jets als sonst in der Luft sind, erhalten Meteorologen aktuell auch weit weniger Daten für ihre Prognosen als sonst. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) zum Beispiel füttert sein globales Modell „Icon“ jeden Tag mit rund 5,3 Millionen Messwerten. Diese stammen zwar zu mehr als 80 Prozent von Satelliten, allerdings auch zu zehn Prozent von Flugzeugen. Die restlichen Informationen steuern zum Beispiel Stationen am Boden bei, aber auch Wetterballons. Nun fehlen die Messungen, die viele Jets automatisch an das sogenannte Aircraft Meteorological Data Relay Programme (AMDAR) übermitteln. Vor allem aus der Region über dem Atlantik müssen die Modelle mit weniger Daten auskommen.

Das weltgrößte Flugzeug Stratolaunch ist zurück. Nach drei Anläufen und zwei Jahre nach dem Erstflug startete das Riesenflugzeug, auch „Roc“ genannt in Mojave. Der Doppelrumpf-Sechsstrahler, Model 351, mit einer Flügelspannweite von 117 Metern, angetrieben von seinen sechs Pratt & Whitney PW4056, war von dem Flughafen Space Port in der Mojave-Wüste gestartet und nach dem Testflug problemlos gelandet. Insgesamt war „Roc“ drei Stunden und 14 Minuten in der Luft und erreichte eine Flughöhe von 4.250 Metern.

Nachdem eine Investorengruppe den Geldhahn zudrehte, steht nun das größte Löschflugzeug der Welt, die Boeing B747 Supertanker, zum Verkauf. Darüber informierte gemäß dem Magazin „Fire Aviation“ der Chef des Betreibers Global Supertanker Services, Dan Reese, die Regierung der USA sowie die Bundesstaaten Colorado, Oregon und Washington in einem Brief. Die Nachricht der Investoren sei „extrem enttäuschend“, erklärte er, da der riesige Löschflieger erst im vergangenen Winter mit einem neuen digitalen Abwurfsystem und anderen Upgrades ausgestattet worden sei. Reese sagt weiter, es gebe Verhandlungen mit potenziellen Käufern. Ob der B 747-Supertanker aber als Löschflugzeug im Einsatz bleibt oder womöglich zum Frachter wird, ist unklar. Die meisten Mitarbeiter wurden beurlaubt, zumindest bis das Schicksal des Fliegers bekannt ist.

Gemeinsam mit dem russischen Unternehmen „Kid Burg“, das Kindern bis 14 Jahren die Berufe dieser Welt spielerisch näher bringt, will Rossiya Kindern Karrieren in der Luftfahrt schmackhaft machen – und so auch mit den Eltern neue Kunden gewinnen. Durch die Spielabläufe werden die Kinder mit dem Thema Luftfahrt vertraut gemacht und können sich als Piloten, Flugbegleiter und Servicekräfte beweisen. Die Kinder lernen Begriffe wie Aerodynamik, bekommen Wissen über den Aufbau eines Flugzeugs vermittelt und können sogar ihren ersten Flug im Flugsimulator einer Boeing 777 durchführen.

Und zu guter Letzt: Aufpassen, wenn man Zusatzbuchungen tätigt: So geschehen einem Passagier der Qantas. Ein Australier wollte sich auf einem Inlandsflug etwas gönnen. Für die Buchung eines Sitzes mit mehr Beinfreiheit verrechnete ihm Qantas eine horrende Summe. Bei der Buchung des Extras lief etwas ziemlich schief. Als Preis wurde ihm angezeigt: 987.999.999 australische Dollar oder umgerechnet 637 Millionen Euro. Mehrmals lud der Passagier die Seite neu und er versuchte es auch in der App. Aber ihm wurde immer noch derselbe Preis angezeigt. Und so zeigte sich der Australier mutig und kaufte das Extra. Von der Kreditkarte abgebucht wurden ihm aber doch nur 70 Dollar!

Einen schönen Mai und auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen, grüßt Euch

Uschi